
Lipoprotein(a)
Ein übersehener Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Bedeutung der Früherkennung

Warum sollte man Lipoprotein(a) messen?
Herzinfarkte und Schlaganfälle sind oft die Folge von Arterienverkalkung (Atherosklerose). Neben bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen und hohe LDL-Cholesterinwerte gibt es einen weiteren wichtigen, aber oft übersehenen Faktor: Lipoprotein(a), kurz Lp(a). Dieser Blutwert wird selten routinemäßig bestimmt, spielt aber eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Lp(a) ist ein erblich bedingter Faktor, dessen Werte weitgehend genetisch festgelegt sind und daher durch Ernährung oder Sport kaum beeinflusst werden können. Etwa 20 % der Bevölkerung haben erhöhte Lp(a)-Spiegel, oft ohne es zu wissen. Daher kann eine einmalige Messung helfen, ein erhöhtes Risiko frühzeitig zu erkennen.
Wie beeinflusst ein erhöhter Lp(a)-Wert das Herz-Kreislauf-Risiko?
Lp(a) ähnelt dem LDL-Cholesterin (dem sogenannten „schlechten“ Cholesterin), hat aber eine zusätzliche Eiweißkomponente: Apolipoprotein(a). Diese macht Lp(a) besonders gefährlich, da es:
- Ablagerungen in den Arterien fördert und die Bildung arteriosklerotischer Plaques beschleunigt.
- Entzündliche Prozesse verstärkt, die die Stabilität der Gefäßwände schwächen.
- Die Blutgerinnung beeinflusst, was das Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) und damit für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht.
Studien zeigen, dass ein Lp(a)-Spiegel über 50 mg/dl das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant erhöht. Werte über 180 mg/dl können das Risiko sogar vervielfachen – vergleichbar mit einer schweren Form der familiären Hypercholesterinämie.

Lp(a) als Marker für die Früherkennung
Da Lp(a) ein lebenslang konstanter Wert ist, reicht eine einmalige Messung aus, um das individuelle Risiko abzuschätzen. Besonders wichtig ist die Bestimmung für:
- Menschen mit ungeklärten Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Familie
- Patient:innen, die trotz guter LDL-Werte früh Herzinfarkte oder Schlaganfälle hatten
- Personen mit wiederholten Gefäßverschlüssen oder Aortenklappenverkalkung
Gerade bei jüngeren Patient:innen, bei denen keine klassischen Risikofaktoren vorliegen, kann ein erhöhter Lp(a)-Wert ein entscheidender Hinweis sein.
Gibt es Möglichkeiten, Lp(a) zu senken?
Da Lp(a) stark genetisch beeinflusst ist, sind Lebensstiländerungen allein nicht ausreichend, um den Wert zu senken. Klassische cholesterinsenkende Medikamente wie Statine zeigen keinen nennenswerten Effekt auf Lp(a). In der Forschung gibt es jedoch vielversprechende Ansätze:
- Neue Medikamente wie Pelacarsen (Antisense-Therapie) und Lepodisiran (siRNA-Therapie) senken Lp(a) gezielt um bis zu 80 %.
- Lipoprotein-Apherese wird in schweren Fällen bereits eingesetzt und kann Lp(a) mechanisch aus dem Blut filtern.
Fazit: Lp(a) messen – Ein einfacher Test mit großer Aussagekraft
Obwohl Lp(a) ein unterschätzter Risikofaktor ist, kann eine frühzeitige Bestimmung Leben retten. Wer sein persönliches Risiko kennt, kann gezielt vorbeugen und mit Ärzt:innen über geeignete Maßnahmen sprechen. Eine einfache Blutuntersuchung reicht aus, um Klarheit zu schaffen – insbesondere für Menschen mit familiärer Vorbelastung oder unklaren kardiovaskulären Ereignissen.
Mehr Informationen zu Lp(a) und aktuellen Forschungsergebnissen gibt es u. a. bei der Deutschen Herzstiftung (herzstiftung.de) und in Fachpublikationen wie Trillium Diagnostik (trillium.de).